Herrje. Ausgerechnet am Beginn der besinnlichen Adventszeit scheinen die Zeit Online-Leser besonders wütend zu sein. Und so kleinlich! Das jedenfalls legen die Kommentare unter dem Sonntagsessen des indischen Blogs Cook’s hideout nahe. Ist Ghee vegan? Nussbutter? Butterschmalz? Ein chemisches Element mit vier Buchstaben? Anstatt sich mit solchen schweren Brocken den Magen zu verderben, empfehle ich, Süßes zu backen und ein Teelicht anzuzünden. Für ein bisschen mehr Wärme im kalten Netz.
Alle Artikel des Monats: Dezember 2016
Liebe Maria
Letztes Jahr ist meine Großmutter gestorben. Beim Sortieren ihres Nachlasses fanden wir ein Bündel Liebesbriefe .
„Es wird dir ja auch gehen wie mir, dass du dich einsam fühlst. Es waren doch herrliche Tage und schöne Abende, wenn ich bei dir sein konnte.“
Der unbekannte Verehrer war ziemlich hartnäckig, trotzdem hat sich die damals neunzehnjährige Maria für einen anderen entschieden.
„Ich habe dir in letzter Zeit wenig oder bereits gar nicht mehr geschrieben aus dem einen Grunde, weil ich spüre, dass es noch nicht die richtige Liebe ist. Ich kann nicht anders als tun, wozu mich mein Herz drängt.“
Abgesehen von diesen Briefen und so unromantischen Dokumenten wie Kontoauszügen und Todesanzeigen umfasst Marias Nachlass auch die losen Seiten eines knapp hundert Jahre alten Backbuchs von Dr. Oetker. Eines der Plätzchenrezepte habe ich für Zeit Online abgetippt.
Ich stelle mir vor, wie meine Nachkommen sich später mal durch meine Rezeptsammlung wühlen. Bis auf wenige Ausnahmen ist sie digital, in Form von Foodbloglinks, iPhone-Notizen und Wunderlisten. Das macht es einfacher, aber auch weniger magisch. So, als vergleiche man Tinder-Chatverläufe mit Omas handgeschriebenen Liebesbriefen.
Trotzdem Kürbis
Wahrscheinlich muss man Pumpkin Spice uncool finden. So wie Weihnachtsmarktglühwein, Soja Latte, Buddha Bowls und Kurztrips nach Paris. Sorry, aber finde ich alles super. Ausnahmsweise richte ich mein Fähnchen gegen den Wind. Von den letzten vier Kuchen, die ich gebacken habe, enthielten drei Kürbis. Auf meiner Liste ganz oben steht dieser hier. Vorschläge für die vier Gänge davor liefern Shanna und Tim von Food loves writing in ihrem Thanksgiving Sonntagsessen.
They call it Hausfrau
Im Norwegischen, sagt Therese Moser-Rønning, existiert das Wort Hausfrau gar nicht. In ihrer Schweizer Wahlheimat bekommt sie als Mutter zweier Kinder ohne Job automatisch diesen Stempel aufgedrückt. Auf so eine Unverschämtheit reagiert sie auf die bestmögliche Weise: mit Humor. Ihren Blog The Norwegian Hausfrau stelle ich beim Zeit Online Sonntagsessen vor.
Der Hesse ist einer, der Spundekäs liebt
„Eigentlich ist die rheinhessische Küche nur eine Begleiterscheinung zum Wein“, sagt Florian Denhardt von Dreams on a plate. Ich persönlich würde direkt zum fünften Gang seines Sonntagsessens übergehen, dem Riesling Großes Gewächs vom Weingut Keller.