Eine Stadt zum Flanieren ist Tokio nicht. Dafür ist es zu groß, zu hektisch und „Fußgängerzone“ ein Fremdwort. An einem dieser Abende, an dem ich mich aus Protest auf den Bürgersteig setze wie ein Kind, weil meine Füße so sehr schmerzen, lacht mein Gastgeber, nimmt mein Telefon in die Hand und weiß Bescheid: Beinahe 18 …
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So schmeckt Havanna
Fangen wir mit etwas Positivem an. Lieblingsort I in Havanna: die Dachterrasse des Hotel Ambos Mundos. Perfekte Sicht, laues Lüftchen, kleine Preise. Lieblingsort II: das El Escorial an der Plaza Vieja. Dessen siebzehn verschiedene Kaffee-mit-Schnaps-Kombinationen lösen bei dreißig Grad im Schatten zwar nur bedingt Begeisterung aus, dafür hat man auch ohne Dachterrasse den Blick auf einen …
Ich hatte sie alle, Baby
Kuchen, eine große Liebe. Ich habe mich oft genug verführen lassen, um sagen zu können: Diese Kuchenwerkstatt ist das Paradies. Egal, ob Orientalische Orange, Birne-Mohn, Schoko-Pekannuss-Mokka oder Pistazien-Mousse – ich hatte sie alle, Baby. Und jeder war auf seine Art grandios. Zumal bei Bravo Bravko auch das Setting stimmt, innere Werte sind schließlich nicht alles. Auf Wanddekoration wird verzichtet, stattdessen gefallen wuchtige Industrielampen, abgeblätterte Metallstühle und die blau geflieste Theke, die einmal der Boden war. Realen Flirts helfen die zwei langen Tafeln auf die Sprünge, an denen die Gäste Platz nehmen. Der Eigentümer, Herr Bravko, beliefert außerdem Cafés in der ganzen Stadt. Aber nur hier in der Werkstatt mit Café kann man einen Blick in die Backstube erhaschen und eins, zwei, drei Kuchenstücke mit einem annähernd perfekten Flat White krönen. Obwohl man gerade glücklich mit einem Stück ist, schielt man bereits Richtung Kuchenvitrine für die nächste süße Liaison. Monogamie wird überbewertet.
Via Cee Cee.
Meine Mikrowelle und ich
Aus zweierlei Gründen kommt der Lieferservice Kukimi genau rechtzeitig. Erstens steigt im Advent die Päckchenfreude überproportional an. Wie schön, Anfang Dezember ein Paket voller Essen zu bekommen. Zweitens liegt meine Masterarbeit in ihren letzten Zügen. Prokrastinierer kennen das: plötzlich fallen einem ständig Dinge ein, die jetzt sofort gekocht werden wollen, natürlich solche mit umfangreicher Zutatenliste, …
What happens in Preußenpark, stays in Preußenpark
Wem gehört die Stadt? Und wem die coolen Orte in dieser Stadt? Denen, die immer schon da waren? Den Zugezogenen der ersten, zweiten, dritten Generation? Fragen, die gemeinhin in der Gentrifizierungsschublade landen, betreffen bislang auch den Berlin-Mitte-Bewohner auf seinem Sonntagsausflug nach Wilmersdorf. Ziel ist die Thaiwiese im Preußenpark.
Statt Apfel
Kind sein: das Gefühl, in der ersten großen Pause die Tupperdose zu öffnen, gespannt, was Mama eingepackt hat. Ein Gefühl, das sich stressanfällige Erwachsene neuerdings mit Hilfe von Lieferservices in Erinnerung rufen, die ihnen sowohl den Selektionsprozess (was esse ich heute?) als auch die Zubereitung (was heißt dünsten?) abnehmen und obendrein die kindliche Überraschungslust bedienen. …
An einem Samstag im September
Es ist der Tag des Kaffees. In Berlin-Mitte ist das ja gefühlt jeden Tag der Fall (alle haben immer Urlaub oder arbeiten in der Kreativbranche, sitzen also im Café vor ihrem Mac), aber am Samstag, den 6. September ist es das ganz offiziell. Pro Macchina lädt zu einem Coffeetasting, wo man sich durch verschiedene Sorten …
Eaten with our pretty mouths
Vorschusslorbeeren sind eine heikle Angelegenheit, vor allem, wenn sie von einem selbst kommen. Glücklicherweise war die erste Ausgabe des Village Marktes so prima wie erwartet. Blöd, wenn man zuvor frühstücken war (und das leider in die Kategorie #fail fällt: staubtrockenes Brot, uninspirierte Käseauswahl und der eine große Fauxpas aus meiner Lieblingsstadt).
The taste is high
Moi, Hipster
Eigentlich kommt man ins St. Oberholz wegen des WLANs. Seit 2005 ist das Café am Rosenthaler Platz Hipster-Magnet für Touris und Zugezogene, neuerdings sogar Austragungsort für Theater. Im St. Oberholz ist das Leben ein Ponyhof, auch wenn sein Slogan das Gegenteil behauptet. So laut knistert das Kreativ-Diktat, so sehr optimieren sich all die schönen Menschen …
Biergarten à la Berlin
Liebe Münchner, wir hier in Berlin haben auch Biergärten. Unsere Interpretation geht so: statt vollbusigen Dirndlträgerinnen stehen tätowierte Girls hinter der Theke, statt Mass gibt es Flaschenbier aus lokaler Produktion. Die schattenspendenden Bäume sind wahrscheinlich keine Kastanien, stattdessen wird der berühmten Berliner Hässlichkeit durch Graffitis in Signalfarben gehuldigt und einer Begrünung, die mehr auf Verwahrlosung, …
Mohnkuchenalternativen
Die Markthalle Neun in Kreuzberg ist eine Vorstufe zum Paradies. Abgesehen von den angeblich besten Focaccia der Stadt und dem sicherlich besten Barbecue (auf das ich aus pescetarischen Gründen derzeit verzichten muss), gibt es einige Stände mit grandiosem Backwerk. Ich empfehle den Wohnküchen bei Barbaras Küche hinten links in der Ecke. Es kommt einem Wunder gleich, dass ich überhaupt noch etwas anderes probiert habe, denn Mohnkuchen könnte ich jeden Tag essen. Glück gehabt, denn bei Frau Zeller gibt es mehr als genug ebenbürtige Alternativen. Jeden Freitag und Samstag verkauft die Bäckermeisterin Kuchen, Torten und Gebäck der Extraklasse. Engadinder Nuss-Nougat-Torte, Karamell-Frischkäse-Kuchen, Sachertorte, Mandelkekse, Florentiner. Letztes Mal gab es für mich Rhabarberbaiser. Leider hat das gute Stück den Fahrradtransport nicht unbeschaden überstanden, weswegen ich aufs Foto verzichte. Dem Geschmack hat das keinen Abbruch getan!