„Toiletten sind die Visitenkarten eines Restaurants“, sagt meine Mama. Wenn das stimmt, ist das Toca Rouge die allererste Adresse auf der an ersten Adressen nicht armen Torstraße. Kaum größer als die durchschnittliche WG-Küche; genau genommen so klein, dass man praktisch auf dem nimmt auf dem Schoß des Nebensitzers Platz nimmt. Allein essen gehen geht immer (finde ich) und hier umso mehr, man lauscht dann einfach den Unterhaltungen des Nachbartisches und es fällt nicht mal auf. Außerdem ist es immer übervoll, spätestens seit Brangelina hier gesichtet wurde. Auch in der Nebenkategorie „originellste Weinkarte“ gewinnt das Toca Rouge: Zur Auswahl stehen „Good“, „Better“, „Best“, mehr braucht kein Mensch und prätentiöse Weinexkurse entfallen.
So winzig wie der Gastraum ist die Toilette. Vor allem ist es die schönste, die ich je gesehen habe. Von allen Seiten verspiegelt, die Decke mit bunt blinkenden Glühbirnen überzogen, deren Choreografie man stundenlang zuschauen könnte. Weil auch die Musik stimmt – ein schöner Elektro-House-Mitte-Soundtrack, zur Einstimmung auf die kommende Nacht – kann es passieren, dass die sich das Näschen pudernde Dame durch das ungeduldige Klopfen der Wartenden daran erinnert werden muss, dass dies keine Disco ist, sondern ein Klo, also ein Ort, den man gemeinhin so schnell wie möglich verlassen will. Manch einen soll die tausendfache Spiegelung gar dazu verleitet haben, sich auszuziehen … aber das ist eine andere Geschichte.
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