Daun kaduk, bunga kantan und daun kesum? Nie gehört. Es handelt sich um Zutaten für einen malaysischen Kräutersalat. Das Rezept stammt vom Blog Vermilion Roots, den Christine Leong Knight nach ihrem Umzug in die USA aus Heimweh begonnen hat. Grundsätzlich ist die 38-Jährige der Meinung, man solle bei der Ernährung auf seinen Körper hören. Heißt jetzt „Intuitives Essen“ und ist, neben Intervallfasten, ein neuer Trend, was lustig ist, wenn man bedenkt, dass es sich dabei um eine grundlegende menschliche Funktion handelt. Bekannterweise vertragen sich Rationalität und Trends eher selten.
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Tonka, Tonka, Bumm, Bumm
Vor vielen Jahren hatte ich mal eine Tonkabohnen-Crème-Brûlée im, man glaubt es kaum, Gasthaus Linde. Schwäbische Avantgarde! Inzwischen ist die vanilleähnliche Zutat überall, im Eis, im Joghurt, sogar, wie kürzlich in Prag, in der Sauce Hollandaise. Und in dieser Erdbeertarte, die sich Jasmin Ralbofski ausgedacht hat. Ich persönlich kann Hirseschmarren mit Tonkabohne und Nüssen als Frühstück sehr empfehlen. Auch weil anschließend die ganze Küche danach duftet.
Rettet die Hausfrau
Die Hausfrau ist zuletzt etwas in Verruf geraten. Ist das diese Person, die sich zugunsten von Kindern, Mann und Haushalt selbst aufgibt? Die, statt in Konferenzen zu sitzen, Bettwäsche bügelt? Gar aus Langeweile einen Kuchen backt? Zumindest Letzteres mag stimmen, aber wer würde sich beschweren, wenn dabei etwas so Herrliches herauskommt wie diese Espresso-Eistorte? Manche sprechen gar von einer Bombe. Rebecca Firth, Autorin des Blogs The Displaced Housewife, ist übrigens alleinerziehende Mutter, Gartenbesitzerin und Kochbuchautorin. Ziemlich viel für eine, die angeblich zu viel Zeit hat.
پیچیده است
Als ich vor einigen Sommern zwei Wochen lang in einer Hotelküche gearbeitet habe (nachzulesen in der Zeit), kam ich nicht nur mit einem sehr, sehr guten Tiramisurezept zurück, sondern auch mit einem für persischen Reis. Letzteres habe ich von Jasem gelernt, meinem iranischen Kollegen, den ich an dieser Stelle herzlich grüßen möchte: سلام! Jasem! Persischer Reis ist nämlich eine Wissenschaft für sich. Arbeitsschritt reiht sich an Arbeitsschritt, das Ganze muss ein wenig am Boden anbacken, aber nicht zu sehr, dauert sehr lang und benötigt ein Küchentuch. Daran musste ich denken, als ich das Sonntagsessen von Lab Noon geschrieben habe. Und an meinen guten Freund Omid, mit dem ich jetzt endlich mal Persisch essen gehen sollte.
Lachs, Omelette und Champagner
Sibylle von Fischer und Sue Neuenschwander sind Freundinnen. Eine von ihnen wohnt in Zürich, die andere in Bern. Jede von ihnen hat stets die Zutaten für eine Eierspeise im Kühlschrank, außerdem eine Flasche Champagner. Für unangekündigten Damenbesuch. Das Sonntagsessen von Comme Soie ist ein asiatisch inspirierter Spinat-Lachssalat.
Manciting
Seit einiger Zeit ist die Welt um den schönen Begriff Mansplaining reicher. Gemeint ist die Unart mancher Männer, Frauen die Welt erklären zu wollen, eine Welt, die sie nur unwesentlich besser verstehen. In Anlehnung daran schlage ich den Begriff Manciting vor für das Phänomen, dass Männern Zitate zugeschrieben werden, die eigentlich von Frauen stammen. „Man soll dem Leib etwas Gutes tun, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen“, das soll Winston Churchill gesagt haben und man sieht ihn vor sich, Zigarre rauchend und sich den dicken Bauch streichelnd, während er mit der freien Hand irgendwelche Verträge unterschreibt. Tatsächlich stammt der Satz von Teresa von Ávila, einer im 16. Jahrhundert lebenden Geistlichen. Ob sie ahnte, dass ihre Aussage mal als Legitimation für jeglichen Hedonismus herhalten muss, von der Bierbong zur Vollmilch?
Im Sonntagsessen von Soulsistakitchen geht es nicht um Katholizismus und auch nicht um Feminismus, sondern um Frühlingssalate.
Wer nicht will
Sollen sie doch Kohlenhydrate essen, sagt sich Rosemary Molloy frei nach Marie Antoinette, und serviert ihren Gästen, unter denen gewiss der ein oder andere Allergiker ist, Rosmarinkartoffeln.
„Ich bin keine große Esserin“
Kennengelernt habe ich Ana Roš auf einer kuriosen Kroatienreise, die ihren Ausgangspunkt in Šibenik nahm. Auf einer namenlosen Naturschutzgebietinsel sammelte die 45-Jährige Kräuter und wir Journalisten sahen ihr dabei zu. Ein Teil davon landete unverzüglich in Gin Tonics (daytime drinking war bei diesem Trip essentiell). Dass Kochen, anders als Trinken, ihre Leidenschaft ist, wäre gelogen. Essen übrigens auch nicht, schließlich sagt sie von sich selbst, sie sei „keine große Esserin“. Eher hat Ana Roš sich dem gefügt, was manche Schicksal nennen, andere Pflicht, wieder andere Liebe. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie mit dem Hiša Franko eines der spannendsten Restaurants in Osteuropa. Für Zeit Online habe ich mit ihr über Feminismus in der Küche, Brechreiz im Flugzeug und slowenischen Naturwein gesprochen.
Nobel geht die Welt zugrunde
… denkt sich Alexandre Bidault und serviert an einem ganz gewöhnlichen Sonntag Hummerschwanz-Ravioli. Weil er’s kann.
Ramen, Amen
Tokio, 2015: Mein Ehrgeiz war geweckt. Auf der Suche nach der besten Ramen-Bar der Stadt landete ich in einer schummrigen Seitengasse, schließlich vor einem Haus, das nicht einmal bei Google Maps eingezeichnet war. Kein Facebook-Auftritt! Wie so viele Lokale in der Neuneinhalb-Millionenmetropole war auch dieses schmal wie ein Essstäbchen. Natürlich sprach niemand Englisch. Irgendwie schaffte ich es, das Fleischtopping aus meiner Suppe herauszubestellen. Was nichts daran änderte, dass in der Brühe matchateetassengroße Fettaugen schwammen. Ich ließ fast alles stehen. Als ich meiner in Tokio lebenden Freundin davon erzählte, wunderte sie sich nicht. „Ramen bewährte sich nach dem zweiten Weltkrieg als einfaches, sättigendes Essen, vor allem für Leute, die körperliche Arbeit leisten. Sozusagen ein japanisches Fleischkäsebrötchen.“ Ich schämte mich für mein Touristinnen-Sein. Zwei Jahre später soll ich für Zeit Online noch mal losschlürfen. Besonders gut geschmeckt hat es mir in Berlin bei Hako Ramen. Heiß, fettig und mit Sojahack.
Knet mich, Baby
Sauerteig ist in aller Munde. Gerade hat Mary Scherpe von Stil in Berlin zum wiederholten Mal den besten gekürt. Ihn selbst herzustellen allerdings ziemlich verflixt. Wie es gehen könnte, verraten die coolen Girls von Baked beim Zeit Online Sonntagsessen. Ganz nebenbei sind sie der Beweis, dass Frauen in derselben Branche sich nicht zwangsläufig anzicken. Female Empowerment, Teigkneten für weibliche Solidarität!
(In Berlin gibt es das beste Sauerteigbrot übrigens bei Sironi und The Bread Station. Und bei der Schwedin Malin Elmlid, die mit ihrem Projekt The Bread Exchange beweist, dass Frauen gerne teilen.)
Daddy knows best
Denke ich an meine Kindheit zurück, fallen mir die Butternudeln meines Vaters ein. Mehr al dente als eine italienische Mama gutheißen würde, mit viel geschmolzener Butter und etwas Salz. That’s it. Prerna Singh von Indian Simmer hingegen assoziiert mit ihrem Vater ein Chicken Curry. Noch heute, sagt sie, befreit es sie unverzüglich von allen Sorgen. Kein Wunder, dass ich so verrückt bin nach Butterbrot.
Osterlamm
Vegane Ostern? Schwer vorstellbar. Wonach sucht man im Garten, wenn nicht nach Eiern? In Frankreich bringt die übrigens nicht der Hase, sondern Glocken mit Hühnerflügeln. Man muss das nicht verstehen. Egal ob Hase oder Huhn: Viele Flexitarier machen zu Ostern eine Ausnahme. Ich nicht. Wenn ich Fleisch essen würde, dann wäre es ein Rezept wie das von Florence Stoiber und ihrem Blog Avocado Banane: Lammkrone mit Bärlauch-Schupfnudeln und Karotten in Nussbutter. Weil ich bin, wie ich bin, gebe ich mich auch mit den Beilagen zufrieden.
Greencooking
Unternehmen, die eine sauberer Ökobilanz vortäuschen, betreiben Greenwashing. Foodblogger, die sich für den Tierschutz engagieren, Greencooking. Beim Fleischkonsum lässt Janine Hegendorf von Nuts and Blueberries keine Ausrede gelten. Lieber streichelt sie Geparden in Afrika, anstatt sie zu essen. Was bei ihr auf den Teller kommt, steht beim Sonntagsessen.
Wahrhaft währschhaft
Schweizerisch ist eine kuriose Sprache. „Währschhaft“ zum Beispiel heißt schlicht, solide, sättigend. Das trifft auch auf die Schweizer selbst zu. Ihrer Herkunft entsprechend gibt Ursula Lüthi sich bescheiden. Vieles auf ihrem Blog Einfach essen – der Name ist Programm – wirkt wie das, was man nach einem langen Tag auf der Alm essen will, viel Fett, viel Kohlenhydrate, natürlich Käse. Hoffen wir, dass die Schweiz dem Veganismus gegenüber ähnlich standhaft ist wie der EU-Politik. Ein glutschiges Zeit Online Sonntagsessen.
Piano, piano, con calma!
Slow Food wurde in Italien erfunden. Niemand weiß das besser als Claudio del Principe, der, das Wortspiel muss sein, ein Mann der Prinzipien ist. Sein Blog Anonyme Köche übrigens einer der Favoriten. Claudios Lammschulter dauert 36 Stunden. Lange genug, um in der Zwischenzeit ein bisschen Italienisch zu lernen. Piano, piano heißt natürlich nicht Klavier, sondern: Immer mit der Ruhe.
Wurzeln für Papa
Eigentlich wollte Lisana Hartl nicht im elterlichen Betrieb mitarbeiten (dessen Himbeersenf ich sehr empfehlen kann). Heute kann sie sich gut damit abfinden, schließlich bleibt noch immer genug Zeit für Gartenpflege und jene ihres eigenen Blogs Meine wilde Gartenküche. Nicht nur beruflich, auch privat versteht sie sich offensichtlich gut mit ihrem Vater, schließlich ist dessen Geburtstag Anlass für ein Fünf-Gänge-Menü. Zum ersten Mal in ihrem Leben kocht die Bloggerin ein Risotto aus Schwarzwurzeln. Da kann eine Menge schiefgehen, ist es aber nicht. Glückwunsch!
Heimat ist ein dehnbarer Begriff
Deutschland hat jetzt sein Heimatministerium. Während viele über dessen Kernkompetenz rätseln, schmeißen andere einfach alles in einen Topf. Anastasia Franik von Sia’s Soulfood ist Griechin, lebt in Stuttgart und kocht trotzdem am liebsten Italienisch. Und das in einer Stadt, die eher bekannt ist für die Kehrwoche als für Multikulti. Ihr Sonntagsessen ist keiner speziellen Länderküche zuzuordnen und bietet umso mehr allen Heimatlosen eine Heimat.
Herz, Liebe, Dankbarkeit
Essen kommt von Emotion. Herzig geht es zu beim Sonntagsessen von Theresas Küche. Am besten gefällt mir die Stelle, an der sie ihre täglich Routine beschreibt: „Ich habe das große Glück, von zu Hause arbeiten zu können, und auch mein Mann arbeitet nur wenige Minuten von uns entfernt. Mittags essen wir gemeinsam, im Sommer draußen im Garten unter einem alten Pflaumenbaum.“ Klingt nach heiler Welt und so viel besser als Berichte über den Gang zur Kantine. Für mich jedenfalls ist Theresa Baumgärtner die weibliche Antwort auf Nigel Slater.
Und immer lockt das Burgenland
Pannonia meets Persia nennt Christina Basafa-Pal als Motto ihres Sonntagsessens. Pannonien heißt der Landstrich im österreichischen Burgenland, der viele, viele kulinarische Reize bereithält, etwa Gemüse vom Paradeiser-Kaiser, Sauerkirsch, Safran und Mandeln. Aus dem Iran stammt der Ehemann der Betreiberin des Blogs Steppe und Stadt. Ihr Hauptgang ist ein traditioneller Hühnereintopf in Granatapfel-Walnuss-Soße und wird mit burgenländischem Rotwein verfeinert. Den kann ich zu allen Anlässen uneingeschränkt empfehlen.
Grün, grün, grün sind alle meine unbekannten Zutaten
Grüne Soße? Ist selbst Nicht-Frankfurtern bekannt als etwas, das unter Umständen gut zu Kartoffeln passt. Von Tsampa hingegen hörte ich bei der Recherche dieses Sonntagsessens zum ersten Mal. Sabrina Sue füllt dieses geröstete, aus Tibet stammende Mehl in Wirsingpäckchen. Den Zeit Online-Kommentatoren schmeckt das mal wieder überhaupt nicht; einer verkündet gar „aus Trotz“ über so viel vegetarischen Schnickschnack zum nächsten Metzger zu eilen“. Ein anderer kramt ein Achtzigerjahre-Rezept vom großen Wolfram Siebeck heraus, wieder ein anderer gratuliert zum im Rezept verwendeten „Esslöffel Butter“. Warum nicht stattdessen die gute alte Grüne Soße?
Mut zum Eierlikör
Wie wunderbar sich Cheesecake und Eierlikör vertragen, weiß ich seit dem Geburtstag meiner Freundin J. Man munkelte, dass der Kuchen, den ihr Freund H. gebacken hatte, mit einer halben Flasche jenes Getränks verfeinert war, das als sehr, sehr uncool gilt. Alte Journalistenweisheit: Alles, was sehr uncool ist, steht kurz vor dem Revival. Bis es soweit ist, halten wir uns an die Empfehlung von Andrea Natschke-Hofmann, deren Blog Zimtkeks & Apfeltarte ich beim Sonntagsessen vorstelle.
Fit im Kopf mit Omas Apfelkuchen
Lynn Hoefer mag es gesund. Folglich heißt ihr Blog Heavenlynn Healthy. Zum Glück lässt auch die konsequenteste Köchin mal fünf Erbsen gerade sein und vertraut auf das, was einfach gut schmeckt. Omas Apfelkuchen zum Beispiel. Oder einen Cannellini-Bohneneintopf mit Haselnüssen und Dill. Wie man den zubereitet, steht beim Zeit Online Sonntagsessen.
I <3 Burgenland
Viele Male habe ich bereits von Wien aus das Burgenland bereist. Aus persönlichen Gründen, aber vor allem, weil es an kaum einem Ort so dicht geballt so viel Kulinarisches zu entdecken gibt. Insbesondere die Winzer rund um Gols – darunter Claus Preisinger, Judith Beck, die Rennersistas – haben es mir sehr angetan. Wie sehr, steht bald in der Welt am Sonntag. An einem anderen Sonntag stelle ich Melanie Limbeck und ihren Blog Mundvoll bei Zeit Online vor. Die 26-Jährige kommt ebenfalls aus Gols, wo sie, neben ihrem Job als Bloggerin, im Weingut ihres Freundes mithilft. Nach einem Studienaufenthalt in Wien zog es sie wieder zurück in die Heimat. Ich kann das verstehen.
Eins, zwei, drei, raus
Der vietnamesische Trinkspruch Mot, Hai, Ba – Dzo! bedeutet übersetzt „eins, zwei, drei – rein!“ Max Faber und Nicola Walsh hingegen nennen ihren Signature Drink 3 and out. Neben hochwertigem (!) Wodka besteht er aus Craft Beer, aus Gründen des Lokalpatriotismus jenem der Marke Berliner Berg. Hatte ich schon erwähnt, dass ich den Craft Beer Hype echt total verschlafen habe? Bloggerin Walsh ging es bis vor kurzem ähnlich: „Eigentlich war ich nie ein großer Bierfan, im Grunde aus all den ‚Mädchen-trinken-nicht-gern-Bier‘-Gründen. Der Geschmack ist mir zu bitter und die Portionen zu groß. Außerdem schmeckt für mich alles gleich und am Ende muss ich immer rülpsen …“. Zum 3 and out sagt sie trotzdem yes. Das Sonntagsessen von Nicky & Max ist ein Cocktailmenü mit ein paar Alibisnacks, Grundlagen schaffen und so. Hauptsächlich, damit nach dem dritten Drink nicht Schluss ist.